Ein Lehrgang mit Toshiro Suga Wer hätte gedacht, dass das gar nicht so schwer sein würde, den Mann kennenzulernen, der 1979 im 007-James-Bond-Film „Moonraker“ den bösen Mr. Chang spielte. Als Lehrer von Pierre Congard, der in Schwerin sein Dojo hat, wird Toshiro Suga mittlerweile regelmäßig vom FDAV in Mecklenburg-Vorpommern zu Lehrgängen eingeladen. Um an dem Mai-Lehrgang teilzunehmen, schrieb ich Pierre Congard, dem technischen Leiter und bekam einen Platz. Unweit vom Schweriner Hbf. liegt das Dojo von Pierre Congard in einem Hinterhof. Ein schönes Dojo, komplett holzverkleidet mit festinstallierter Matte. So ein privates Dojo hat schon was.
Zu Beginn des Unterrichtes wurde 3 Schülern die Urkunde vom Aikikai Tokio zum neuen Dan-Grad von Toshiro Suga überreicht. Dies wurde sehr würdevoll nach japanischem Zeremoniell durchgeführt. Toshiro Suga las die Urkunden auf Japanisch vor und die Empfänger holten sich Ihre Urkunde im Kniegehen und mit Verbeugung ab, dabei waren sie immer Toshiro Suga zugewandt. Nun ging es zum Training. Thema des Unterrichtes war Ushiro-Ryo-Kata-Tori. Die Techniken waren mir weitestgehend bekannt, aber die Ausführung war von besonderer Konsequenz geprägt.
In einer Kampfkunst, in der viele mehr von der Wirksamkeit reden, als dass sie diese unter Beweis stellen können, zeigte Toshiro Suga ein Aikido, dessen Wirkung außer Zweifel steht. Knackig, bestimmt und ohne Kompromisse. Zentrumseinsatz, mit beiden Beinen fest am Boden stehen. Dass die Kraft nicht aus den Schultern, sondern der Hüfte kommen muss, hat mich schnell überzeugt. Zur Verdeutlichung wurden die Techniken mit und ohne Bokken geübt. Toshiro Suga zeigte die Techniken auf die „Saya no uchi“ Weise, hierbei wird das Schwert ungezogen für die Aikido-Techniken gebraucht. Dies war sehr spannend, da die Fassangriffe im Aikido schließlich dazu dienen sollen, das Ziehen des Schwertes zu verhindern.Im dritten Teil des Lehrganges wurden die meisten Techniken auch im Hanmi-Handachi ausgeführt. Als Besonderheit lernte ich eine Variante des Kote-Hineri, da mein Partner mit Händen eines Metzgermeisters, völlig schmerzfrei war, selbst der berühmte kleine-Finger-Trick nützte nix. Toshiro Suga lies noch andere Schüler sich an meinem Partner erproben und zeigte anschließend wie wirksam der Daumen für die Technik genutzt werden kann. Konsequent eben.
Es hat sich auch wieder gezeigt, wie Aikido verbindet. Nett und warmherzig wurde ich aufgenommen und fühlte mich schnell als Teil der Gruppe. Leider ist die letzte Bahn schon um 20 Uhr nach Hamburg zurück gefahren, sonst wäre ich gerne noch mit zum Abendessen gegangen. Denn die richtig spannenden Gespräche finden erst bei einem schönen Feierabendbier statt. Zum Abschied wurde ich zum nächsten Lehrgang eingeladen. Mal schauen, wann es klappt, gelohnt hat es sich auf jeden Fall.
Euer Christian Recke